Jahreslosung 2008
Jesus spricht:
Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Joh. 14,19
Seit 1930 gibt es die Jahreslosung, die ein biblisches Wort für das neue Jahr mit auf den Weg gibt. Damals eine Idee des CVJM. Ein Jahresplan mit täglichen Bibelabschnitten sollte Jugendliche zum täglichen Bibellesen motivieren. Aus diesen Bibeltexten wurden die jeweiligen Monats- und Jahreslosungen ausgewählt.
Heute werden die Bibeltexte sowie die Jahreslosungen von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen, in denen alle Kirchen vertreten sind, herausgesucht.
Die Losung für das bevorstehende Jahr steht im Johannesevangelium, Kapitel 14, 19 und lautet:
Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Als junger Mensch klebte ich mir den Ausspruch des russischen Dichters Tolstoi: Gott kennen ist Leben, auf den Aktenkoffer.
Wenn wir an Ostern im Altersheim singen, rufen wir den Leuten zu, wer an ihn glaubt, wird leben auch wenn er stirbt.
Die Jugendlichen in unseren Gruppen hören vom sinnvollen Leben, das Jesus schenkt. Sie müssten sich nicht mit einem Ersatz zufrieden geben, Drogen erfüllen nur für eine kurze Zeit.
Ich lebe und ihr sollt auch leben!
Vor kurzem starb eine Arbeitskollegin mit 45 Jahren, da konnte ich erstmal nichts sagen. Kinder werden vernachlässigt und misshandelt, manche werden schon vor Ihrer Geburt getötet. Katastrophen, ob vom Menschen selbst verschuldet oder nicht, fordern unzählige Leben. Manche werden umgebracht, nur weil sie Christen sind.
Ich lebe und ihr sollt auch leben?
Ich frage, was heißt Leben überhaupt? Ist es das sorgenfreie und schöne Leben, das uns die Werbung mit dem Kauf verschiedener Produkte verspricht? Ist Fußball unser Leben? Ist das Leben zu kurz für schlechte Musik? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben? Was steht im Leben ganz oben und was ganz unten? Für was, mit wem und für wen leben wir?
Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Unsere Jahreslosung ist dem Johannesevangelium entnommen. Interessant bei diesem vierten Evangelium ist, dass es mit dem Wort Leben beginnt, mit dem Wort Leben schließt und das Wort Leben darin 35 Mal vorkommt.
Das Evangelium beginnt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Gleich am Anfang spricht der Verfasser davon, dass in Jesus das Leben war, und am Schluss heißt es, Johannes habe mit dem Evangelium das Ziel verfolgt „damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“. Es wird ausgeführt, dass Jesus den Menschen das ewige Leben gebe und dass sie nie umkommen würden, weil sie niemand aus seiner Hand reißen könne. Jesus nimmt für sich in Anspruch, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Er bietet uns als der von Gott gesandte, das Leben Gottes an.
Nach Wikipedia ist Leben die charakteristische Eigenschaft, die Lebewesen von unbelebter Materie unterscheidet. Wesentliche Merkmale seien Stoff- und Energieaustausch mit der Umwelt sowie Fortpflanzung und Wachstum.
Nach Johannes ist Leben einfach das Gegenteil von Vernichtung, Verdammung und Tod. Gott hat seinen Sohn gesandt, damit die Menschen, die glauben, nicht verloren sind, sondern ewiges Leben haben. Wer Jesus hört und glaubt, kommt nicht ins Gericht. Jesus gibt den Menschen Sicherheit in diesem und im zukünftigen Leben. Wer ohne Christus lebt, existiert wohl, doch er weiß nicht, was Leben heißt. Mit Jesus wird das Leben lebenswert.
Mit Jesus kam Gott selbst auf die Welt, er brachte das wirkliche Leben. Dieses Leben bei Gott wird als Ziel immer wieder in den Mittelpunkt des Johannesevangeliums gestellt.
Jesus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Diese wenigen Worte stehen mitten in der umfangreichen Rede Jesu zu seinen Jüngern, die er am Abend des Passahfestes hält, und mit denen er seine Freunde darauf vorbereitet, dass er bald nicht mehr sichtbar bei ihnen sein wird.
Zu Beginn der Rede hatte er seinen Jüngern beispielhaft die Füße gewaschen und sie aufgefordert, einander dasselbe zu tun. Danach sagte er den Verrat des Judas und die Verleugnung des Petrus, zweier seiner engsten Nachfolger, voraus. Dann fordert er seine Jünger auf einander zu lieben und sich um nichts zu sorgen. Er nennt sich selber den "Ich bin" und sagt ihnen, dass er "der Weg, die Wahrheit und das Leben" ist, und dass, "wenn sie ihn kennen, sie den Vater kennen und gesehen haben". Er fährt fort zu erklären, dass er sie verlassen wird, aber ihnen den Heiligen Geist senden wird – den Tröster, den Geist der Wahrheit. Er sagt, dass die Welt ihn nicht mehr sehen wird – er sieht seinen Tod voraus, und dann kommt unsere Jahreslosung:
Ich lebe und ihr sollt auch leben!
Jesus sagt nicht, „Ich werde leben...“, sondern: „Ich lebe …“ Er sieht also seinen Tod schon als geschehen an. Alles was jetzt noch an Schrecklichem, an Folter und Gemeinheit kommen kann, ist bereits mit Ostern überwunden.
Klar, dass das damals die Jünger nicht verstehen konnten, aber Johannes hat sich deutlich daran erinnert, als er sein Evangelium schrieb. Jetzt war ihm auch klar, dass Jesus in der Gemeinschaft und Nähe zu seinem Vater sagen konnte: „Ich lebe …“, obwohl der Tod am Kreuz noch vor ihm stand. Er wusste also, dass der kommende Tod am Kreuz ihm nichts anhaben konnte. Obwohl sie ihn töten, lebt er. Er hat also noch ein ganz anderes Leben, ein Leben von Gott.
Ich lebe und ihr sollt auch leben?
Mit dieser Jahreslosung geht es nicht nur um das Leben hier auf der Erde, um Gerechtigkeit und Wohlstand, um Gesundheit und ein langes sorgloses Leben. Es geht um das Leben in Gottes Nähe. So wie Jesus bereits in diesem Leben stand – obwohl der Tod noch vor ihm war – steht jede und jeder in diesem neuen Leben Gottes, der sein Leben in Jesu Hand gelegt hat. Ganz egal, wie lange wir noch auf dieser Erde zubringen, wir sind bereits mit dem göttlichen Leben infiziert. Das neue ewige Leben ist also viel mehr als sportlicher Sieg, mehr als eine schöne Party, mehr als 90 Jahre bei bester Gesundheit. Wer mit Jesus lebt, der hat das wirkliche, das ewige Leben.
Jesus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Weil mein Tod nicht das Ende sein wird, weil ich von den Toten auferstehen und leben werde, wirst auch du leben. Der Sinn des Lebens besteht darin, mich zu kennen und mir nachzufolgen, und weil ich den Tod überwunden habe, wirst du das auch tun. Die Jünger waren Zeugen des Todes und der Auferstehung Jesu. Sie sahen den auferstandenen Jesus wieder lebendig, und in diesem Wissen und Glauben lebten sie weiter. Jesus verspricht seinen Jüngern also kein natürliches Leben ohne Schwierigkeiten und ohne Tod, sondern er garantiert ihnen ein ewiges Leben in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott.
Deshalb können wir ohne Angst und Sorge in die Zukunft blicken, uns um unsere Mitmenschen kümmern und uns einsetzen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Im Glauben an die Worte des auferstandenen Jesus -
Ich lebe und ihr sollt auch leben –
führen wir ein Leben mit Sinn und ein Leben mit Hoffnung auf ein ewiges Leben.
Gebet
Du gibst das Leben, das sich wirklich lohnt.
Für dies Versprechen hast du dich nicht verschont.
Und du gibst nicht nur ein wenig, Herr, die Fülle ist bei dir.
Du, das Leben, gibst das Leben, das sich lohnt.
Herr, wir danken Dir für das uns geschenkte Leben. Wir bitten dich, begleite uns in dem vor uns liegenden Jahr. Wenn uns Sorge oder Angst überfällt, erinnere uns an Dein Versprechen.
Amen
Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer sagte bei seiner Hinrichtung am 09.04.1945 im Konzentrationslager Flossenbürg: Das ist das Ende - für mich der Beginn des Lebens.
Von ihm stammt das folgende Lied, das er Ende 1944 im Gefängnis schrieb und das schon beinahe traditionell beim Jahreswechsel gesungen wird: Von guten Mächten wunderbar geborgen …